Unser Gemeindeverband

Zlan & Ferndorf

UNSERE EVANGELISCHE KIRCHE

Die Reformation in Kärnten
Das 16. Jahrhundert war das Zeitalter der Reformation. Mit dem Thesenanschlag Martin Luthers an die Schlosskirche zu Wittenberg am 31.Okt. 1517 begann die reformatorische Bewegung in der Kirche und hat bereits 1520 auch in Kärnten Fuß gefasst.
Schon bald wurden die Städte protestantisch, die Bewegung griff auch auf die Landbevölkerung über. Doch die römisch-katholische Kirche wirkte dem schon bald entgegen. Die Gegenreformation setzte ein.
Ab 1600 wurden systematisch Bücherverbrennungen durchgeführt, das lutherische Schriftgut musste aus anderen Teilen des Reiches hereingeschmuggelt werden. Diesen Schmuggelpfaden folgend wurde 2008 mit dem „Weg des Buches“ ein evangelischer Wander- und Radweg eingerichtet, der auch durch unsere Gemeinde führt.
Erst durch das von Joseph II. erlassene Toleranzpatent wurde ab Oktober 1781 die Möglichkeit geschaffen, dass für die Evangelischen eigene Gemeinden gebildet werden konnten Als Untergrenze galten 500 Seelen oder 100 Familien.

Gründung der evangelischen Gemeinde in Zlan
Schon im Jahre 1782 – also bald nach dem Toleranzpatent wurde die Gemeinde in Zlan gegründet, ein evangelischer Pfarrer hergeholt und ein hölzernes Bethaus gebaut, das am 1. Advent 1782 eingeweiht wurde. Ebenso wurde ein evangelischer Friedhof neben dem Bethaus angelegt. Den Reformatoren war es aber auch ein Anliegen, dass jeder in der Bibel selbst lesen konnte, um das Evangelium zu erleben.
So entstand um 1783 In Zlan / Stockenboi die erste Schule in der Gemeinde. Das erste Schulgebäude war ebenfalls ein einfaches Holzgebäude, das allerdings im Jahr 1800 den Flammen zum Opfer fiel. Das nächste Gebäude wurde in den Jahren 1837 – 1844 erbaut, war dann aus Stein und ist bis heute erhalten.
Der erste Pfarrer der Gemeinde, Johann Wohlmuth aus Pressburg in Ungarn, hielt seinen Einführungs- Gottesdienst, da das Bethaus noch nicht vollendet war, vor der Scheune des vlg. Zlanig, der den Grund zur Verfügung gestellt hatte, auf freien Feld auf dem sogenannten Zlanig Boden.

Die evangelische Pfarrkirche in Zlan

Nach 23jähriger Benutzung wurde das hölzerne Bethaus abgebrochen und in den Jahren 1805 bis 1807 die jetzige Kirche ohne Turm erbaut. Unter der französischen Besatzung zu Napoleons Zeiten war es dem damaligen Pfarrer Samuel Sachs möglich, die Kirche mit großen Rundbogenfenstern und einem Eingang zur Straße versehen zu lassen, obwohl das nach dem Toleranzpatent nicht erlaubt war. Die Kirche hatte als barocke Hallenkirche ursprünglich 800 Sitzplätze und wurde ohne Hilfe von auswärts unter großen Opfern der Gemeindeglieder errichtet. Altar und Kanzel stammen wohl von der Jakobskirche in Villach, wo sie den evangelischen Soldaten während der napoleonischen Besatzungszeit bei ihren Gottesdiensten gedient hatten. Die wertvollen handgeschnitzten Seitenwände der Kirchenbänke stammen aus der seinerzeit bestehenden Holzschnitzschule in Bad Bleiberg. Die Orgel ist eine mechanische Schleifladenorgel mit 3 Manualen, 1 Pedal und 27 Registern und war damals die größte Orgel in evangelischen Kirchen Kärntens. Der Erbauer Jakob Ladstätter kam als Lehrer aus dem Gailtal nach Zlan, gab den Lehrerberuf auf und wurde als Autodidakt Orgelbauer. Der Kirchturm wurde in den Jahren 1948 und 1949 errichtet und erhielt 1952 drei Bronzeglocken: Er ist 46 Meter hoch.
Es gab mehrere Renovierungen, so anno 1869, eine weitere Außenrenovierung fand in den Jahren 1970 bis 1972 und eine Innenrenovierung 1976 statt. Die letzte Renovierung der Kirche erfolgte 2006 anlässlich der 200-Jahrfeier.
Bei ihrer Gründung im Jahr 1782 umfasste die Evang. Pfarrgemeinde Zlan das gesamte Gebiet zwischen Weißensee und Millstätter See, Spittal und Villach, mit Ausnahme der Evang. Pfarrgemeinde Fresach und deren Tochtergemeinde Puch und zählte über 3.000 Gemeindeglieder. Aber bereits 1784 wurde die Tochtergemeinde Feffernitz verselbständigt. In der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts kamen einige Ortschaften im Drautal zur 1921 gegründeten Evang. Pfarrgemeinde Spittal/Drau und seit 1959 gehört das Gebiet zwischen Drau und Millstätter See zur Evang. Pfarrgemeinde Ferndorf. Heute zählt die Kirchengemeinde 1100 Gemeindeglieder, was einen Anteil von ca. 2/3 der Gesamtbevölkerung in der Gemeinde Stockenboi ausmacht. Bis dato machten 14 Pfarrer, deren Namen hinter dem Altar verzeichnet sind, ihren Dienst in Zlan. Die Namen der Organisten findet man auf Tafeln an der Orgel.

Die Evangelistenskulpturen in und um die Rudersdorfer Kirche

In vielen Kirchen begegnen wir den vier Evangelisten in symbolischen Abbildungen als Mensch, Löwe, Stier und Adler. Sie gehen zurück auf Visionen aus dem Buch des Propheten Ezechiel:
„Und ich sah, und siehe, es kam ein ungestümer Wind von Norden her, eine mächtige Wolke und loderndes Feuer, und Glanz war rings um sie her, und mitten im Feuer war es wie blinkendes Kupfer. 5 Und mitten darin war etwas wie vier Wesen; die waren anzusehen wie Menschen. 10 Ihre Angesichter waren vorn gleich einem Menschen und zur rechten Seite gleich einem Löwen bei allen vieren und zur linken Seite gleich einem Stier bei allen vieren und hinten gleich einem Adler bei allen vieren.“– (Ez 1,4–10)
Das Buch der Offenbarung nimmt dieses Bild wieder auf.
Der Kirchenvater Irenäus ordnet die vier Figuren den Evangelisten zu, was dann die bestimmende Interpretation wird: Die Symbole entsprechen den Anfängen des Evangeliums und ihrem inhaltlichen Schwerpunkt. Hieronymus begründet es später dann so:
„Die erste Gestalt, die eines Menschen, deutet hin auf Matthäus, der wie über einen Menschen zu schreiben beginnt: „Buch der Abstammung Jesu Christi, des Sohnes Davids, des Sohnes Abrahams“, die zweite Gestalt deutet hin auf Markus, bei dem die Stimme eines brüllenden Löwen in der Wüste hörbar wird: „Stimme eines Rufenden in der Wüste: Bereitet dem Herrn den Weg, macht eben seine Pfade“; die dritte Gestalt eines Stierkalbs deutet hin auf jene, die der Evangelist Lukas vom Priester Zacharias zu Beginn verwenden lässt; die vierte Gestalt deutet hin auf den Evangelisten Johannes, der, weil er Schwingen eines Adlers erhält und so zu Höherem eilen kann, das Wort Gottes erörtert.“
Diese vier Figuren sind in von Mag. Art. Alois Köchl in Ferndorf sehr unterschiedlich gestaltet worden::
Matthäus: Eine rote Frauengestalt aus Beton steht da, die beide Hände Kindern entgegenstreckt. Der Kopf ist reduziert, das Rückgrat besonders ausgeprägt, da dieser Mensch den Stammbaum vieler trägt. Auf der Säule daneben steht die Inschrift: „Siehe, ich bin bei auch alle Tage bis an der Welt Ende.“ Leider ist die Frauenfigur gerade nicht zu sehen.
Markus: Der Löwe besteht aus blauen Neonröhren. Die Schrift darunter lautet ephobounto gar – Griechisch für „Denn sie fürchteten sich“ – nämlich die Frauen am Ostermorgen, die den Jüngern erst einmal nicht vom leeren Grab erzählen.
Lukas: Ein aus Eisen geschmiedeter Stier, wie ihn Stierkämpfer zu Übungszwecken verwenden, steht für den Evangelisten Lukas. Die Inschrift erinnert uns an den Weg der Jünger nach Emmaus, wo sie dem auferstandenen Jesus begegnen und ihn bitten: „Herr, bleibe bei uns.“
Johannes wird dargestellt von einem auf einer Säule thronenden Adler aus Aluguss, der zum Flug ansetzt. Auf der Säule finden wir zwei Inschriften. Auf der einen Seite die Zurückweisung Jesu durch Jesus, als sie ihn umarmen will: „Noli me tangere – Rühr mich nicht an!“ Und auf der anderen Seite der Ausruf des ungläubigen Thomas: Mein Herr und mein Gott!